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  fünfte Ausgabe  
Ausgabe 05
Sommer 2005

Das Fremde
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Inhaltsverzeichnis

Schöngeistinhalation

  Von der Bedeutung des Rausches für die Lebenskunst_ aus: Mit sich selbst befreundet sein_ Wilhelm Schmid

Themenbad

     Kunstkristall

            Lyrisches und Prosaisches_
  Andreas Steffens
          Manfred Pricha
Rita König
          Manfred Pricha
Juliette Guttmann
          Katharina Winkler
Klaus Karwat
          Manfred Pricha
            Fotografien_
  Thomas Zika

     Gedankenbahn
  Das Fremde, Die Fremde, Der Fremde_ Uwe Nitsch
Die Heimat und die Fremde_ Hartmut Müller
In der Weltfremde_ Andreas Steffens
            Malerei_
  Annette Lucks

     Sichtbarkeit
  Das Fremde oder warum die Postangestellte sich vielleicht eines Tages einen größeren Hund kaufen sollte_ Tanja Porstmann
Wo Außen und Innen sich berühren_ Künstlerisches Produktdesign von Stefan Oberhofer Über dem Fluss_ Hanne Junghans

     Begegnung
  Hiobs Tochter…gerettet von Kazimierz Brandys' Dogge_ Andreas Steffens
Wahr:nehmen_ ZwischenWeltenRaum_ Textfragmente u. a. von Axel Brauns, Paul Eluard, Camille Claudel, André Breton
            Fotografien_
  Thomas Zika

     Zeitschnitt
  Weltweit-Werden_ Torsten Meyer
Der Reisende_ Jens Sundheim, Bernhard Reuss
Der losgelöste Körper in einer fremden Welt_ Christoph Klotter

Naturpackung
  Alles Olive_ Fotografien von Werner Cüppers und Bernd Kirstein

Verführungstrunk
  Fragen unterm Olivenbaum_ Werner Cüppers

Mysterium
  Guter Rat_ Astrologische Kolumne_ Florian Euringer



Editorial

Das Fremde begegnet uns jenseits eingeübter, gewohnter und vertrauter Pfade.
  Das Fremde reizt, verwundert, verstört, betört, macht bisweilen Angst. Das Fremde erfordert unsere Wachheit und fordert unsere Begegnungsfähigkeit heraus. Öffnen wir uns oder verschließen wir uns? Nehmen wir wahr oder stellen wir uns blind?
  Die Begegnung des Fremden kann uns helfen, unsere Grenzen und Maßstäbe, die wir gespiegelt bekommen, bewusst wahrzunehmen, zu reflektieren und gegebenenfalls zu modifizieren. Hat nicht jeder schon einmal Menschen erlebt, die nach der Rückkehr von einer längeren Reise in einen anderen Kulturkreis nicht mehr dieselben waren wie vorher? Die man wie ausgewechselt erlebte, bestückt mit neuen Ansichten und Verhaltensweisen? Und fühlte man sich selbst nicht schon oft sehr fremd, bewegte man sich in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht? Dessen Kultur sich anhand des Unvermögens, Gespräche zu verfolgen, Worte und Bedeutungen zu entziffern nicht zu erschließen vermochte? Und was tat man dann?
  Das fremde Andere fordert zur Auseinandersetzung heraus. Der Bruch markiert eine Bewegung, eine Verschiebung. Etwas passt nicht aufeinander und erhebt Anspruch, passend gemacht zu werden, will man es verstehen oder in eine Stimmigkeit umwandeln.
  Und nicht selten weicht der anfängliche Schmerz der Fremdheit, resultierend aus dem Gefühl einer Ermangelung behaglicher Vertrautheit, kraftvollen und starken Gefühlen von Weite und Freiheit. Stetig auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wo sich unsere Heimat befindet, mag uns das Fremde bisweilen darauf stoßen. Wir stolpern über die Frage genauso wie wir an der Auseinandersetzung mit ihr zu wachsen vermögen.

Es war mir noch bis vor kurzem ein Rätsel, wie diese Ausgabe von Schöngeist letztlich bestückt sein würde - das Fremde schien wenig berechenbar. Einige Ideen, die ich fest im Kopf hatte, haben keinen Platz gefunden, andere wiederum ergaben sich spontan und unerhofft. Lesen und blättern Sie selbst. Sie werden vordergründig auf das Thema "fremde Welt" stoßen. Die Welt in ihrer Abstraktheit an sich und in ihrer gesellschaftlichen Komplexität bietet Raum für Auseinandersetzung.
  Hervorheben möchte ich die Fotografien von Thomas Zika, die in ihrem Perspektivenreichtum eine vielbewegte Annäherung an das Thema schaffen, die Malerei von Annette Lucks, die im engen und organischen Zusammenhang steht mit den poetisch-philosophischen Weltbetrachtungen von Andreas Steffens, ein langfristig angelegtes Webcam-Projekt von Jens Sundheim und Bernhard Reuss sowie analysierende Blicke auf die Medienwelt hinsichtlich des Weltweitwerdens von Torsten Meyer oder auf das Verhältnis zum Körper, veranschaulicht in der Betrachtung einer skandalumwitterten Sexliteratur durch Christoph Klotter. Nicht zu vergessen auch die autobiografische Welt des Autisten Axel Brauns, fragmentarisch eingebunden in einen Artikel, der schemenhaft Wahrnehmungsspielräume ins Auge fasst.

Tanja Porstmann


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