Liebe Leserinnen und Leser,
es ist einer dieser Abende, wo man die weich-samtige Luft greifen kann. Der Himmel blassschöne Farben zeichnet. Die von einem zauberhaften Schleier durchwebte Stille sich atmen lässt. Wie könnte man meinen, unglücklich zu sein. Alles in diesem Augenblick ist schön. Ich gehe mit meinem Einkauf durch die Straßen meines Viertels, bis zu meinem Haus. Gehe die Stufen hoch, schließe die Tür auf, bereite zügig das Abendbrot, trage die Sachen auf den Balkon. Erhasche während des Essens die letzten lichten Himmelsschlieren über den Balkonblumen, bevor das blaue Dunkel sich langsam, unausweichlich breitet.
Die Stadt: da sind die Straßen, die Häuser, die Natur und die Technik. Der Mensch lässt dies alles miteinander funktionieren, auf eine von Zeit und Raum abhängige Weise. Diese, welche Wunder sie auch vollbringt, stellt ihre zeitlosen Fragen.
Die Antworten sind uns in den Schoß gelegt - nur kommen wir wirklich selten zum Sitzen.
Deshalb bitte ich Sie: nehmen Sie sich einen Kaffee oder einen Tee, setzen Sie sich und lassen Sie sich durch 96 Seiten treiben, so wie Sie es sonst in den Geschäften des Alltags tun. Stolpern Sie statt mit den Füßen mit Ihren Augen, Ihren Gedanken - versprechen Sie sich keine aufgeräumten Zimmer. Schaukeln Sie zur Entspannung in Ihrer geistigen Hängematte ein wenig hin und her, und wenn Sie müde sind, legen Sie jeglichen Verkehr lahm. Wenn Sie genug haben, sich gar erfrischt fühlen, vielleicht aber auch gereizt sind, stehen Sie wieder auf und fassen Sie Fuß. Bewegen Sie sich.
Stein auf Stein - die Stadt gehört Ihnen. Bauen Sie mit, Baustellen und Spielplätze gibt es überall. Die Kinder freuen sich bestimmt.
Das Rauschen wird zur Musik, stimmen Sie Ihr Lied an, und die Stadt erblüht.
Tanja Porstmann |