Liebe Leserinnen und Leser,
Rot ist eine Farbe, die uns alle bewegt. Rot wie Blut eine Steigerung, die den intensiven Charakter vom Rot des Lebens zum Ausdruck bringt.
Das Lebensblut ist verborgen, geschützt - kommt es an die Oberfläche, geht es um Wunde, Schmerz, Eingriff, Kampf, Tod.
Im Sinne von Liebe, Lust und Leidenschaft trägt das Rot seine Explosionskraft, sein ungestümes Drängen, sein Züngeln, sein Brodeln, sein Verschlingen, seine unterirdische Glut, seine Sinnlichkeit, seinen Rausch, seine Verausgabung.
Hans Christian Andersen hat es uns in seinem Märchen Das Mädchen mit den roten Schuhen an die Hand gegeben: Rot ist die reine Lust am Leben, diese jedoch ist augenblicklich Gefahr, Vereinnahmung, Verfälschung, Maßlosigkeit, Verwundbarkeit ausgesetzt und sucht nach Maß und Schutz, will aufgefangen sein in tragender Gestalt. Die handgemachten, einfachen roten Schuhe mussten im Märchen den feinroten, unechten, sich verselbständigenden und in den Tod tanzenden Schuhen weichen.
Rot wie Blut handelt von Einschnitten und Auswüchsen und ist mitunter keine leichte Kost.
Ist Ihnen die sprachliche Nähe von Wunde und Wunder schon einmal aufgefallen?
Das Weihnachtsfest legt uns symbolisch Hoffnung und Freude, Gnade und Erfüllung all dieses roten Blutes in die Wiege. Feiern wir also ein Fest der wahren, hingebungsvollen Liebe und schützen wir das lebendige Rot mit unserem besten Wissen und Gewissen.
Tanja Porstmann |