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  17. Ausgabe  
Ausgabe 17
Sommer 2008

Das Tier
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Inhaltsverzeichnis

Schöngeistinhalation

            Klassifikationen aus: Das Offene Giorgio Agamben
            Aus dem Italienischen von Davide Giuriato
            Exponate aus: Biester, Monster, Ungeheuer

Themenbad

     Kunstkristall
            Lyrisches und Prosaisches
nbsp;           Franz Kafka
            Rainer Maria Rilke
            Katharina Bendixen
            Henriette Schulz-Molon
            Steffen Roye
            Falk Andreas Funke
            Bernd Ernst

            Artwork/Malerei APL 315, Tom Przondzion
            Annedore Dietze, Anton Unai, Andreas Rüthi, Marisa Favretto
            Fotografie Kerstin Kohlhaw

     Gedankenbahn
            Die Konferenz der Tiere zur Rettung der Menschheit
            Ute Breitenbach


            Anthropologische Maschine Giorgio Agamben
            Skulpturen/Malerei Derek Curtis


            Zitatensammlung Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud
            Rosa Luxemburg, Elias Canetti
            Malerei Lage Opedal


     Sichtbarkeit
            Biberbaustelle Schulprojekt in Pfaffenhofen
            Das große Hasenstück, Noble-House, Das exponierte Tier
            Ottmar Hörl

            Warum sehen wir Tiere an?
            Auszug aus dem Essay von John Berger
            Fotografien Tanja Porstmann

            Kühe in Europa
            Fotografische Porträts von Ursula Böhmer Karin Lelonek
            Fotografien Ursula Böhmer

     Begegnung
            Was für ein wundervolles Geschöpf!
            Künstlerinnen und ihre Tiere Christiana Puschak

            Tierliebe - ein Menschending
            Auszug aus dem Essay von Claus-Peter Lieckfeld

            Das Tier und die Musik Marcel Dobberstein

     Zeitschnitt
            Oudrys gemalte Menagerie Porträts von exotischen Tieren
            im Europa des 18. Jahrhunderts
            Malerei Jean-Baptiste Oudry


            Das fotografierte Tier Karin Lelonek


Naturpackung

            Die Grenzen des guten Geschmacks Auszug aus dem Essay von Nan Mellinger
            Malerei Lage Opedal

Verführungstrunk

            Der Hummer, Cohn-Bendit und ich Stevan Paul
            Kulinarische Kolumne

Mysterium

            Der Zeuge Florian Euringer
            Astrologische Kolumne

Hinterstübchen

             Das Schaf in mir Juliette Guttmann




Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Das Tier ist und bleibt das Tier. An ihm entzündet sich sehr direkt die Frage, was Menschsein bedeutet. Als des Menschen Begleiter sehen wir es auf der Erde wandeln. Sprechen wir vom Begriff Natur, stellen wir es vor den Menschen. Zusammen mit den Pflanzen erscheint uns eine Artenvielfalt, die das Antlitz unseres Planeten in unglaublicher Fülle bereichert - die jedoch, jeder weiß es, im Schwinden begriffen ist. Dieses Schwinden wirft die Frage nach dem Menschsein noch bedrohlicher auf. Was ist der Mensch und was will er? Das Tier in seiner körperlichen Präsenz ist ihm so nahe wie fremd. Der Blick auf das Tier kann uns gefangen nehmen, entrücken, verschlingen. Unser Bewusstsein spielt mit der Existenz, ist es ihr doch in einer Weise verschrieben, die das Tier nicht kennt. Durch das Distanznehmen geraten wir in Distanz zu uns selbst, erfahren wir aber erst dieses "Selbst". Eine zweite Unmittelbarkeit erreicht uns, die uns von der ersten trennt. Das Tier hält uns einen Spiegel, vor dessen Blick wir uns scheuen. Das Bild verschwimmt, zerfließt, erstarrt im Irgendwo. Wir wissen nicht. Das Tier fordert uns gerade an dieser Leerstelle heraus.
Der Blick der Wissenschaft auf das Tier ist eben dieser menschliche Blick. In all seiner Größe bleibt ein Bruch immer bestehen.
Statt der üblichen Vorausblicke in die Beiträge der Ausgabe möchte ich an dieser Stelle drei Inspirationen zum Thema nennen, die Sie nicht im Heft finden. Zum einen die anregenden Beobachtungen und Studien des Naturwissenschaftlers Jakob von Uexküll. In anschaulicher und stets hinterfragender Weise stellte er seine Beobachtungen zum Tier in seinem Wirk- und Lebensraum in ein komplexes und lebendiges Forscheruniversum. Lesenswert sind z. B. seine fast skurril anmutenden Ausführungen zur Zecke. Rupert Sheldrake beschäftigt sich im Rahmen seiner Theorie zu den morphischen Feldern mit den mysteriösen Anklängen tierischer Fähigkeiten. Empathie, Telepathie, Orientierungssinn, Vorahnungen. Wie ist es möglich, dass ein Tier seine verzogenen "Besitzer" über Tausende von Kilometern wieder findet? Und: Über die Nähe zum Tier als Haus- und Nutztier vergessen wir fast die unzähligen verborgenen Tiere in der Wildnis. Der kürzlich erschienene Kinofilm Unsere Erde spürt in faszinierenden Bildern, eingefangen vom Filmteam um den Regisseur Alastair Fothergill auf einer Route von Nord nach Süd der Vielfalt der Lebensformen, ihrer erstaunlichen Fähigkeiten aber auch ihrem Kampf ums Überleben nach. Menschlicher Missbrauch, Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels und Erhalt der Biodiversität als eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit stehen allein über die Schönheit der Bilder im Raum.


Tanja Porstmann


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