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Ausgabe 18 / 19
Herbst / Winter 2008

Störung / Übergänge
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Inhaltsverzeichnis

18. Ausgabe
Schöngeistinhalation

            Frank Lukas aus der Serie Kuliquarelle

Themenbad

     Kunstkristall
            Lyrisches und Prosaisches
            Falk Andreas Funke
            Tina Wamsganz
            Alexander Timoshenko
            Dirk Floeder
            Yisang
            Henriette Schulz-Molon
            Steffen Roye
            Dirk Werner
            Daniel Klaus
            Daniil Charms
            So Chongju

            Malerei - Stefanie Gutheil, John Finneran
            Installationen - Gil Shachar

     Gedankenbahn
            Der Schutzgeld-Scheich
            Über Störung, Verstörung, womöglich Zerstörung - Chaim Noll


     Sichtbarkeit
            FeuerWasserSturm - Tanja Porstmann

            Schwarzes Loch - Jean-Luc Nancy
            Eine Wunde - Jean-Luc Nancy

            Fotografien aus der Serie Kolyma - Sarah Schoenfeld


            Das Ist Das Haus Vom Ni Ko Laus.
            oder
            "Demokratie ist gestörte Diktatur."
            Stoffe und Texte von Markus Scheuner

     Begegnung
            Störfälle
            Viermal Kunst von der diesjährigen Manifesta in Südtirol
            Julie Metzdorf

     Zeitschnitt
            Geld regiert die Welt - aber wer schöpft das Geld?
            Klaus Karwat

            Vergessen ist verlieren, ist Verlorensein
            Zum Roman Überlebnis von Ulla Berkéwicz
            Rita König

            Krise durch Muße_ Zentrale "Störung" im Handeln
            Christoph Schönfelder und Henrik Cohnen

Naturpackung

            Nacht_Wächter, Neu_Land - Magdalena Brandstötter

Verführungstrunk

            Begegnung mit Gott - Stevan Paul
            Kulinarische Kolumne

Mysterium

            Der heilige Penis - Florian Euringer
            Astrologische Kolumne

Hinterstübchen

            Abfahrt - Juliette Guttmann
            Illustration - Anders A. Bachmann


19. Ausgabe
Schöngeistinhalation

            Textpassage aus Das Sichtbare und das Unsichtbare
            Maurice Merleau-Ponty
            Aus dem Französischen von Regula Giuliani und Bernhard Waldenfels

            Details der Installation auf Augenhöhe - Veronika Veit

Themenbad

     Kunstkristall
            Lyrisches und Prosaisches
            Daniel Klaus
            Kim Hyesun
            So Chongju
            Alexander Timoshenko
            Clemens Schittko
            Kirsten Kohlhaw
            Axel Görlach
            Rainer Maria Rilke
            Steffen Roye

            Malerei - Anja Billing, Wakilur Rahman, Steffi Weigel

            Fotografie - Daisaku Oozu, Ursula Kelm

     Gedankenbahn
            Schwelle - Marcel Griaule

            Die Augen übergehen: Passagen zu Text, Bild und Realität
            Franziska Kümmerling


            Das ausgeschlagene Mittagessen
            Boris Pasternak sucht die Philosophie und findet die Literatur
            Andreas Steffens


     Sichtbarkeit
            Zollverein Inspirations - Fotografien von Nicole Freino

            Licht, Luft, Öffnung - Hansjörg Schneider
            Installationsansichten - Hansjörg Schneider

            Between then and now
            Fotografien von Evi Lemberger

     Begegnung
            Der Wald zwischen den Bäumen
            Heinrich Carl Wilhelm Nodolf
            Fotografie Serie: negativo - Ursula Kelm

            Der Film - Virginia Woolf
            Fotografie - Kathrin Karras

            Installation Zeit - Ingrid Göttlicher

            Das Tagebuch - Henriette Schulz-Molon
            Fotografie - Henriette Schulz-Molon

     Zeitschnitt
            Der Mensch und sein Sterben - Monika Mahr

            Papierarbeit o.T. (Freitreppe mit Figur) - Simon Schubert

            Textpassage aus der Einleitung zu
            Das ägyptische Totenbuch - Gregoire Kolpaktchy

            Fruchtgeburt - Tanja Dion

            Der Halbzombie in der Wissensgesellschaft - Detlef B. Linke

            Fotografie - Anett Stuth


Naturpackung

            Dauer hat was vergeht
            Fotografien - Ursula Kelm

Verführungstrunk

            Frische Suppe - Stevan Paul
            Kulinarische Kolumne

Mysterium

            Die Götter der Zeit - Florian Euringer
            Astrologische Kolumne

Hinterstübchen

            Ankunft - Juliette Guttmann
            Illustration - Anders A. Bachmann



Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Eine Störung vollzieht sich an einem definierbaren Ort, in einem durch Raum und Zeit bestimmbaren System. Sie fördert durch bestimmte Einbrüche, Ausfälle, Einbußen, Hervortretungen die dahinter stehende Ordnung erst zutage. Solange alles funktioniert, ist es der Mensch zufrieden. Doch woran sich orientieren? Was ist ein funktionierendes System? Maschinen machen es uns einfach: Wenn sie gestört sind, gehen sie einfach kaputt. Sie werden repariert oder ersetzt und die Funktion geht weiter. Der Mensch und menschliche Systeme sind in ihrer Komplexität mit maschinellen Funktionsmechanismen niemals ausreichend zu erklären. Störungen hier wahrzunehmen, vor allem in den noch leichteren Stadien, erfordert Sensibilität und Kompetenz. Ein Mensch geht nicht einfach kaputt. Und dennoch nagen zahlreiche Störungen an Punkten, Flächen, Organen. Im Innen, im Außen, in der Kommunikation dazwischen. Bleiben diese Störungen unbeachtet, werden sie ignoriert, besteht auch hier die Möglichkeit, dass das System eines Tages versagt, zumindest ins Stocken gerät, sich überschlägt. Eine Störung ist dann so ausgeprägt, dass sie alles andere mit sich zieht und Schreck, Schock, Krankheit, Entbehrung, Krise folgen. Es geht darum, den Blick auf das menschliche Leben auszuloten. Die Räume wahrzunehmen, in denen man sich befindet - gewissermaßen einen Orientierungssinn zu entfalten. Räume sind mit bestimmten Qualitäten verbunden und sie definieren sich durch Grenzen, die ihre Form beeinflussen und bestimmen. Den offenen Raum einzugrenzen bedeutet, Formen zu finden. Die Welt und mit ihr die Schöpfung steht in einem ständigen Formungsprozess - als eine formbare, in allseitiger Bewegung begriffene Masse. Die Grenzsetzung erfordert Gewichtung und Zentrierung im Zusammenhang mit einer bestehenden Vision, einer Vorstellung von dem, was erzeugt werden soll. Die Zeit steht immer mit auf der menschlichen Bühne, Systeme werden in Zeiträumen genutzt und verstanden. Störungen der Nutz- und Verwertbarkeiten fordern heraus, die gelebten Formen in ihren Bestandteilen und Wirkmechanismen, in ihren Durchlässigkeiten zu reflektieren, nach ihren Grenzen, Kapazitäten und Tragfähigkeiten zu fragen. So liegt die eigentliche Chance aller Störungen und Krisen in ihrem Potential, zu sprengen, zu befreien, zu neuer Artikulation zu zwingen, zu neuen Horizonten aufzubrechen, Visionen zu entwickeln, sich an einstige Vorhaben zu erinnern, über Grenzen zu gehen.

Tanja Porstmann


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